Das Abaton des Lykäischen Zeus und der Hain der Elaia: Zum Diskos von Phaistos und zur frühen griechischen Schriftkultur Unknown - 1996

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Vor annhernd 90 Jahren in der mittelminoischen Fundschicht eines kretischen Palastes entdeckt, ist der auf sptestens ca. 1600 v. Chr. datierte beidseitig piktographisch bestempelte Diskos von Phaistos bis in die Gegenwart ein ungelstes Rtsel geblieben. Schon das Schriftsystem ist singulr und der Aussagewert seiner Zeichen ungeklrt. Unbekannt ist aber auch die zugrundeliegende Sprache: Da man den Kulturhorizont, dem der Diskos entstammt, als rein minoisch versteht, wird etwa ein indogermanisches Idiom kaum ernsthaft in Erwgung gezogen. Alle Versuche, das prhistorische Dokument zu entschlsseln, gelten derzeit als chancenlos.

Demgegenber antworten beide Inschriften auf einen bisher nicht in den Blick gefa ten Frageansatz positiv: Verstndlich werden die Aussagefunktion der Bildzeichen, die Anlage der feldabgrenzenden Vertikalen, der unterhalb mancher Piktogramme ansetzende Schrgstrich oder einzelne Nachbesserungen im feuchten Ton. Der Inhalt der Inschriften - wie ihre sinnbezogene Gesamttektonik - erweist sich als ebenso schlssig wie die ausgefeilte Stilistik der Texte und nicht zuletzt deren kulturhistorische Einbettung. Darber hinaus sind beide Texte komplementr aufeinander bezogen. Das Ineinanderspielen aller verschiedenen Teilaspekte l t in sich kohrente individuelle Funktionszusammenhnge sichtbar werden, die alle Merkmale des Historisch-Originren aufweisen. Ursprnglich im griechischen Mutterland, an zwei hochaltertmlichen Kultsttten des sdwestlichen Arkadien, beheimatet, rcken die Diskos-Inschriften die Anfnge abendlndischer Literalitt betrchtlich hinauf und lassen die kulturellen Implikationen der gischen Bronzezeit in anderem Licht erscheinen.